Liebe Leserin und lieber Leser,
die Zahlen sind dramatisch. Von zehn neu gegründeten Unternehmen scheitern 80 Prozent innerhalb der ersten fünf Jahre. Das schreibt der amerikanische Autor Michael E. Gerber in seinem Buch „The E-Myth“, das 1986 zum ersten Mal veröffentlicht wurde und seitdem in mehreren erweiterten Neuauflagen immer wieder erschienen ist.
Im Januar 2002 wurde „The E-Myth“ unter dem etwas sperrigen Titel „Das Geheimnis erfolgreicher Firmen. Warum die meisten kleinen und mittleren Unternehmen nicht funktionieren und was Sie dagegen tun können“ ins Deutsche übersetzt. Erhältlich ist das Buch mittlerweile nur noch in Bibliotheken oder über Antiquariate. Der Preis für ein Exemplar der deutschsprachigen Ausgabe wird aktuell bei rund 137 Euro veranschlagt. Im englischen Original dagegen ist „The E-Myth“ in der zuletzt 2004 aktualisierten Ausgabe unter dem Titel „The E-Myth Revisited: Why Most Small Businesses Don’t Work and What to Do About It“ weiterhin für rund 17 Euro erhältlich.
Doch was steht in Gerbers Buch, das es für Unternehmensgründer so interessant macht, dass es über drei Jahrzehnte immer wieder nachgefragt wurde und in der deutschen Übersetzung sogar vergriffen ist?
Ein gefährlicher Mythos
Der entscheidende Hinweis verbirgt sich im englischen Titel. Die Abkürzung „E-Myth“, in deutscher Übersetzung „E-Mythos“, steht für den englischen Begriff „entrepreneurial myth“, was sich mit „Unternehmer-Legende“ oder „Unternehmer-Mythos“ übersetzen lässt.
Nach Gerbers Ansicht ist es dieser Unternehmer-Mythos, der die meisten neu gegründeten kleinen und mittleren Firmen, speziell Einzelunternehmer, kläglich scheitern lässt.
Der Mythos lautet: „Wenn du etwas von der Facharbeit eines Unternehmers verstehst, dann verstehst du auch etwas von dem Unternehmen, das diese Arbeit ausführt.“ Oder um es vereinfacht zu formulieren: „Wenn ich weiß, wie man Brote backt, dann verstehe ich auch, wie man eine Bäckerei führt, in der Brote gebacken werden“. Doch das ist eine fatale Fehleinschätzung, ein Unternehmer-Mythos, wie ihn Gerber nennt. Schließlich sind die Bereiche „Brote backen“ und „eine Bäckerei managen“ zwei vollkommen unterschiedliche Tätigkeiten. Den meisten Unternehmensgründern ist dies jedoch nicht bewusst. Die Folge ist: Sie erschaffen kein Unternehmen, sondern einen Arbeitsplatz für sich. Anstatt an ihrer Firma, also am Aufbau und der Gestaltung ihrer Firma zu arbeiten, ackern sie wie wild in ihrer Firma.
Eine Person, drei Rollen
Am Anfang mag das noch einigermaßen gut gehen, doch auf Dauer funktioniert es nicht. Warum? Weil jeder Unternehmensgründer und besonders Kleinunternehmer, laut Gerber drei Rollen erfüllen muss. Er muss Unternehmer sein, Manager und Fachmann. Der Unternehmer entwickelt die Vision für seine Firma. Er träumt davon, wie sie sich entwickeln soll. Der Manager ist dagegen pragmatisch orientiert. Er plant, er ordnet, ist zuverlässig und achtet auf die Geschäftszahlen. Der Fachmann ist der Macher, er ist kreativ, stellt das Produkt her und bietet es an.
Unter idealen Bedingungen würde laut Gerber ein Unternehmer alle drei Rollen zu jeweils gleichen Teilen ausfüllen. Er würde ein Drittel seiner Arbeitszeit mit der Gestaltung seiner Unternehmens-Vision verbringen, ein Drittel mit Management-Aufgaben und ein Drittel als Fachmann mit der Produktion.
Fachkräfte mit einem unternehmerischen Anfall
Doch die Realität sieht anders aus. Die meisten Kleinunternehmer stürzen sich in die Arbeit und sind fast den ganzen Tag lang mit ihrer Tätigkeit als Fachmann beschäftigt. Die Management-Aufgaben und die Unternehmens-Vision können dementsprechend nur in geringerem Umfang ausgeführt werden. Michael E. Gerber schätzt, dass der typische Kleinunternehmer 70 Prozent seiner Zeit als Fachmann verbringt, 20 Prozent mit dem Management und 10 Prozent mit der Unternehmens-Vision. Für den amerikanischen Autor handelt es sich bei solchen Leuten nicht um Unternehmer, sondern um „Fachkräfte, die unter einem unternehmerischen Anfall leiden“.
Dementsprechend urteilt Gerber: „Solange Ihre Firma ganz von Ihnen abhängt, haben Sie keine Firma, sondern einen Job.“ Schließlich habe Selbständigkeit den Sinn, „sich vom Berufsleben zu befreien und Arbeitsplätze für andere Leute zu schaffen“.
Doch wie sieht die Lösung dieses Problems aus? Wie schafft man es, schrittweise weniger in der eigenen Firma zu arbeiten, um dafür mehr an ihr arbeiten zu können? Gerber sagt dazu: „Indem man eine Firma erschafft, die nicht meine ständige Anwesenheit erfordert und die das Potenzial hat einzigartig zu sein.“ Oder einfacher formuliert: „Indem ich eine Firma aufbaue, die ohne mich funktioniert“.
Ein System, das nicht von Personen abhängig ist
Damit dies gelingt, müssen zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden. 1. Die Firma ist das Produkt. Sie wirbt um die Aufmerksamkeit des Kunden und entspricht seinen Bedürfnissen. Das bedeutet: Das Firmen-Modell bietet den Kunden, den Angestellten, Lieferanten. Geldgebern etc. einen konstanten Wert, der idealerweise ihre Erwartungen übertrifft. 2. Die Firma arbeitet nach genau definierten Regeln und Prinzipien. Dadurch entsteht ein System, das nicht von Personen abhängig ist. Auf diese Weise ist es dem Unternehmer möglich, an seiner Firma zu arbeiten, anstatt ständig in ihr werkeln zu müssen.
Von der Kindheit bis zur Reife
Natürlich erfolgt eine solche Entwicklung nicht abrupt, sondern es handelt sich um einen schrittweisen Prozess, bei welchem das Unternehmen verschiedene Phasen durchläuft. Diese Unternehmensphasen bezeichnet Gerber als Kindheit (der Gründer und sein Unternehmen sind ein- und dasselbe), Adoleszenz (der Kleinunternehmer hat mit seiner Firma überlebt und stellt Fachkräfte, also Mitarbeiter ein) und Reife (die unternehmerische Perspektive macht den Unterschied).
Für Michael Gerber steht somit fest: Nur wer an seiner Firma arbeitet, besitzt ein Unternehmen. Alles andere ist ein selbst geschaffener Job.
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Ich freue mich auf dich.
Viele Grüße
Dein Volker